ANSPRACHE ZU DEN OBEREN UND ALUMNEN DES PRIESTERSEMINARS „REDEMPTORIS MATER“ ROM AM 18.03.2004
Hl. Johannes Paul II.
Vatikanstadt, 18. März 2004 *
Der Heilige Vater Johannes Paul II. empfing Mitglieder der Kommunität des diözesanen Priesterseminars „Redemptoris Mater“ in Rom in einer privaten Audienz in der Sala Clementina des Vatikanischen Apostolischen Palastes. Zu Beginn der Audienz richtete Kardinal Camillo Ruini, Generalvikar Seiner Heiligkeit für die Diözese Rom, die folgende Hommage an Johannes Paul II:
Heiliger Vater, die Oberen und Alumnen des Priesterseminars Redemptoris Mater von Rom drücken Ihnen durch mich die Freude und den Dank ihres Herzens für diese Audienz aus, die eine höchst bedeutende Etappe darstellt in den sechzehn Lebensjahren dieses Priesterseminars seit der Eucharistie, die Ihre Heiligkeit am 31. Oktober 1993 gefeiert hat. Heiliger Vater, dieses diözesane und missionarische Priesterseminar, dessen Oberen und Alumnen die Erfahrung des Neokatechumenalen Weges teilen, hat bisher 196 Priester geweiht, von denen 170 in der Diözese Rom inkardiniert sind. Derzeit üben 74 von ihnen ihren Seelsorgedienst in den Pfarreien unserer Diözese oder im Vikariat, während die anderen fast überall auf der Welt als „Fidei Donum“ fungieren. Auch elf Diakone warten darauf, am Sonntag, dem 2. Mai, zusammen mit den anderen Diakonen der Diözese Rom von Ihrer Heiligkeit zum Priester geweiht zu werden.
Die Erfahrung, die ich in diesen Jahren sowohl durch den persönlichen Besuch des Seminars als auch durch den Kontakt mit den darin ausgebildeten Priestern machen konnte, bestätigt mir, Heiliger Vater, dass das „Redemptoris Mater“ ein großes Geschenk für die Diözese Rom und für die Kirche auf der ganzen Welt darstellt. Tatsächlich lieben diese Seminaristen und Priester das Gebet und das Wort Gottes, praktizieren Disziplin und Gemeinschaftsleben mit Treue, halten sich intakt an die Lehre der Kirche und werden von einem großen missionarischen Impuls animiert. Ich kann auch mit Freude bezeugen, Heiliger Vater, dass sie die Person Ihrer Heiligkeit und seinen Dienst als Nachfolger von Petrus sehr lieben. Heiliger Vater, diese Seminaristen und ihre Oberen erwarten, dass Sie, in Ihrem väterlichen Wohlwollen, ihnen ein Wort ausrichten, damit sie in ihrem formativen Weg erleuchtet und in der Berufung gestärkt werden, der Kirche auf den Spuren des Guten Hirten Jesus Christus zu dienen. Nochmals vielen Dank, Heiliger Vater. Ich bitte Sie, uns zu segnen.
Nach der Begrüßung von Kard. Vikar Camillo Ruini richtete der Papst die folgende Rede an die Anwesenden, über die wir unten berichten:
1. Liebe Obere und Alumnen des Diözesanen Priesterseminars »Redemptoris Mater«, voll Freude empfange ich euch mit den Worten des auferstandenen Jesus, die ihr am Fest der hll. Cyrill und Methodius, Jahrestag der kanonischen Errichtung eures Priesterseminars, hört und betrachtet. Zuerst begrüße ich den Kardinalvikar und danke ihm für die Worte, die er an mich gerichtet hat. Ich grüße herzlich euren Rektor, Msgr. Claudiano Strazzari, die übrigen Oberen und Ausbilder und, liebe Alumnen, jeden einzelnen von euch.
2. Mehr als 16 Jahre sind seit der Gründung eures Priesterseminars vergangen, das eine neue und sehr bedeutsame Erfahrung im Hinblick auf die Ausbildung der Priester für die Neuevangelisierung bietet. Von da an sind weitere Priesterseminare »Redemptoris Mater« in der ganzen Welt entstanden, die sich an eurem Modell inspirieren und eure Zielsetzungen teilen. Die Früchte an Gutem, die im Laufe dieser Jahre von eurem Priesterseminar erzielt wurden, sind besonders zahlreich. Für sie danke ich mit euch dem Herrn. Für die gleichen Früchte möchte ich auch dem Neokatechumenalen Weg danken, in dem eure Berufungen erweckt wurden und gewachsen sind. Ich danke auch dem Rektor und euren Oberen, die unter der fürsorglichen Leitung des Kardinalvikars eurer Vorbereitung auf das Priestertum mit Liebe und Weisheit vorstehen. Dankbar gedenke ich auch der Gründer des »Weges«, denen die glückliche Eingebung zu verdanken ist, die Errichtung eures Priesterseminars vorgeschlagen zu haben, und die sich sehr darum bemühen, im »Weg« selbst das Entstehen von Berufungen zum Priestertum und zum geweihten Leben zu fördern. Mit euch will ich an zwei Bischöfe erinnern, Giulio Salimei und Maximino Romero, die – der eine als Rektor, der andere als geistlicher Leiter – durch ihre erleuchtete Hingabe und ihr beispielhaftes Leben großherzig zur anfänglichen Entwicklung und zur guten Gestaltung von »Redemptoris Mater« beigetragen haben. Gerne unterstreiche ich – wie schon der Kardinalvikar sagte –, daß in diesen 16 Jahren eine große Anzahl eifriger Priester aus eurem Priesterseminar hervorgegangen ist. Sie widmen sich als »Fidei-donum«-Priester zum einen dem Pastoraldienst in der Diözese Rom und zum anderen der Mission in allen Teilen der Welt.
3. Um zu diesen positiven Ergebnissen zu gelangen, ist es wichtig, auf eurem Bildungsweg die Natur und die Eigenschaften des Amtspriestertums klar vor Augen zu haben, wie sie vom II. Vatikanischen Konzil und dann vom Nachsynodalen Apostolischen Schreiben Pastores dabo vobisdargelegt wurden. Das allgemeine Priestertum der Gläubigen und das Amtspriestertum sind in der Tat einander zugeordnet und eng miteinander verbunden, weil beide, jedes auf seine eigene Weise, an dem einen Priestertum Christi teilhaben. Sie unterscheiden sich jedoch dem Wesen und nicht nur dem Grade nach (vgl. Lumen gentium, 10). Kraft ihrer sakramentalen Weihe sind die Priester in besonderer Weise Jesus Christus, dem Haupt und Hirten seines Volkes, nachgestaltet, und im Dienst dieses Volkes sollen sie – als Abbild Christi – ihr Leben einsetzen und hingeben. Gerade weil sie Jesus Christus als Haupt und Hirten sakramental repräsentieren, sind sie berufen, in enger Verbindung mit dem Bischof den ihnen anvertrauten Gemeinschaften in den drei Dimensionen vorzustehen – in der prophetischen, der priesterlichen und der königlichen Dimension –, in die die einzige Sendung Christi und der Kirche eingegliedert ist (vgl. Pastores dabo vobis, 12–16).
Liebe Seminaristen, wenn ihr euch in eurer Ausbildung und später in der täglichen Ausübung des Priesteramtes an diese feste Lehre haltet, könnt ihr voll Freude die Gnade des Priestertums erleben und für die Diözese Rom und die Schwesterkirchen, zu denen ihr gesandt werdet, einen authentischen und fruchtbaren Dienst sicherstellen. Das Gebet, das Studium und das Gemeinschaftsleben – harmonisch in den Bildungsplan eingebunden und im konkreten Leben eures Priesterseminars getreu und hochherzig in die Praxis umgesetzt – sind die Wege, durch die der Herr Tag für Tag das Bild Christi, des guten Hirten, in euch formt.
4. Auf dieser Basis könnt ihr, wenn ihr Priester seid, eure grundlegende und vorbehaltlose Zugehörigkeit zum Diözesanklerus leben, der im Bischof seinen wesentlichen Bezugspunkt hat, und zugleich das Band vertiefen, das euch mit der Erfahrung des Neokatechumenalen Weges vereint. Denn im Art. 18 der Statuten des »Weges« heißt es, dass die Priesteramtskandidaten in den diözesanen und missionarischen Priesterseminaren »Redemptoris Mater« »in der Teilhabe am Neokatechumenalen Weg ein spezifisches und grundlegendes Element des Bildungsweges finden; sie werden gleichzeitig darauf vorbereitet, sich eindeutig für den priesterlichen Dienst am ganzen Volk Gottes in der brüderlichen Gemeinschaft des Presbyteriums zu entscheiden«.
Zu vermeiden ist auch eine falsche Alternative zwischen dem pastoralen Dienst in der Diözese, der ihr angehört, und der universalen Sendung bis an die Grenzen der Erde, die in der sakramentalen Teilhabe am Priestertum Christi wurzelt (vgl. Pastores dabo vobis, 17–18) und auf die ihr durch die Erfahrung des Neokatechumenalen Weges in besonderer Weise vorbereitet seid. Denn für eure konkrete Bestimmung ist der Bischof zuständig, dem sowohl die Bedürfnisse seiner Diözese als auch die Ansprüche der universalen Sendung am Herzen liegen. Wenn ihr euch mit der Haltung des vertrauensvollen und freundlichen Gehorsams seinen Entscheidungen anvertraut, werdet ihr euren Frieden und innere Gelassenheit finden und in jedem Fall euer missionarisches Charisma zum Ausdruck bringen können, weil auch hier in Rom die Pastoral immer von der Priorität der Evangelisierung gekennzeichnet ist und sein wird.
5. Liebe Oberen und Alumnen des Priesterseminars »Redemptoris Mater« von Rom, schaut immer mit den Augen des Glaubens auf euer Leben, auf eure Berufung und auf eure Sendung. Am Ende dieser Begegnung möchte ich euch erneut die Zuneigung und das Vertrauen bekunden, das ich für euch hege, und ich möchte jeden von euch meines ständigen Gebets versichern – für das ganze Seminar, für die Gemeinschaften des Neokatechumenalen Weges und besonders für die Berufungen zum Priestertum, die in ihnen reifen.
Mit diesen Empfindungen erteile ich euch und allen euren Lieben den Apostolischen Segen.
(*) Quelle: vatican.va