Il Foglio 9/12/2021
Unsere liebe Frau von Arabien, eine katholische Kathedrale in Bahrein
Es war einmal Franziskus von Assisi, der Armenbruder. Voller Eifer für das Evangelium verkündete er zu Fuß an allen Orten. Er begab sich auf einen der Kreuzzüge, so erzählt es Thomas von Celano. Er ging auf seine Weise. Er wollte die Liebe Gottes dem Sultan verkündigen, um getötet zu werden. Er wollte Märtyrer werden, wie es vielen der Seinen erging.
Es geschah dann, dass er tatsächlich mit dem Sultan sprechen konnte, er verkündigte den Tod und die Auferstehung Jesu Christi, doch er starb nicht als Märtyrer. Im Gegenteil, er wurde mit Wohlwollen empfangen.
Achthundert Jahre später ist es ein König, König Ḥamad bin ʿĪsā Āl Khalīfa von Bahrain, der dem apostolischen Vikariat von Nordarabien, dem Erzbischof Camillo Ballin, der schon zum Vater hinübergegangen ist, 9000 km² Land zur Errichtung einer Kirche anbot.
Diese Tatsache erscheint ungewöhnlich.
Für den Entwurf der Kathedrale Unserer Frau von Arabien und das anliegenede Bischofshaus hat Ballin eine internationale Ausschreibung eröffnet. 2014 gewann eine Gruppe von Architekten um Mattia del Prete. Del Prete ist seit Jahrzehnten einer der engsten Mitarbeiten von Francisco Argüello Wirtz (ein anderer Franziskus, zufälligerweise), Co-Initiatior mit Carmen Hernandez des Neokatechumenalen Weges. Eine Persönlichkeit anders als die Allgemeinheit, dieser Kiko. Auch er wählte die Armut und ging, um bei den Letzten in den Baracken von Madrid zu leben. Später ist er so einige Runden um den Erdkreis gezogen, um das Evangelium überall zu verkündigen.
Kiko ist ein Künstler. Ein Künstler, der neben die Malerei, die Bildhauerkunst und die Architektur in den letzten Jahren auch die Musik hinzufügte: “Das Leiden der Unschuldigen”, eine Sinfonie, die er komponierte, wurde nicht nur auf den renommiertesten Konzertbühnen der Welt aufgeführt, sondern auch vor dem Haupttor des ehemaligen Konzentrationslager von Auschwitz-Birkenau in Anwesenheit der höchsten jüdischen und christlichen Autoritäten.
Kiko weiß, dass die Liturgie “der Höhepunkt ist, dem das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt“ (Sacrosanctum Concilium) und deshalb hat er immer viel Aufmerksamkeit auf die Qualität des Ambientes gerichtet, in denen sich die Gemeinschaften, die er gründete, treffen. Im Laufe der fünfzig Jahre, ist die “Neue Ästhetik” des Weges, wie er sie nannte, durch eine Vielzahl künstlerischer Lösungen bereichert worden, die heute ein anerkanntes architektonisches Gesamtbild ausmachen. Kirchen, Priesterseminare, Katechumenien, das Domus Galilaeae auf dem Berg der Seligpreisungen am See von Tiberias, stellen eine Einheit feingliedriger Lösungen dar, die es den Brüdern und Schwestern erlauben, sich neben dem Wort Gottes und den Sakramenten auch von der Schönheit zu nähren.
Kiko hat oft von der Schönheit gesprochen. Ich zitiere ein paar seiner Aussagen: „Johannes Paul II. sagte einmal einen tiefgründigen Satz, als er über die Künstler sprach: ‚Die Welt, in der wir leben, braucht die Schönheit, um nicht in die Verzweiflung zu fallen‘. Der Papst stellte die Schönheit in Verbindung mit der Hoffnung und der Liebe.“; „In der Ästhetik gibt es ein tiefes Geheimnis: die Liebe“; „Gott hat das Universum und die Erde mit einer unendlichen Liebe erschaffen und mit großer Harmonie (zum Beispiel korrespondiert zu jedem Rotton ein komplementärer Grünton), denn jedes Ding hat Bezug auf ein anderes, in einer wunderbaren Vielfalt von Farben und Tönen: der blaue Himmel, das Grün der Baumkronen, die rauen und steilen Berge, alles singt und verkündet die Schönheit des Werkes Gottes“; „Diese Liebe Gottes zum Menschen hat einen tiefen ästhetischen Wert, denn Gott, der die Liebe ist, möchte dem Menschen auch Gefallen bereiten“; „Ich bin davon überzeugt, dass nur eine neue Ästhetik die Kirche retten wird“.
In Bezug auf die Kirchen zeigt die “Neue Ästhetik” zwei fundamentale Kennzeichen: der Bau eines zentralen achteckigen Gebäudes, das die Fülle des liturgischen und gemeinschaftlichen Lebens um den Altar herum erlaubt, und die Wiederentdeckung der Ikonen der orthodoxen Tradition: “Wir möchten die Figuren wiederentdecken, die Einheit von Osten und Westen wiederentdecken”, “im Osten ist die Ikonografie kein nebensächliches Element, eine Verzierung für sich, sondern es ist integraler und wesentlicher Bestandteil der Liturgie: es ist eine Verkündigung, die Verkündigung Jesu Christi. Alle großen östlichen Kirchen sind reich an Ikonen, und zu Beginn jeder “göttlichen Liturgie”, also der Eucharistie, werden die Ikonen inzensiert, die die himmlische Wirklichkeit verkündigen”.
Angefangen mit den Ikonen hat Kiko etwas konzipiert, das er “corona misterica (Mysterienkrone)” nannte: ein kreisförmiger Raum unter der Kuppel, der ganz von Fresken ausgemalt ist, mit Malereien, die die bedeutsamsten Szenen des Lebens Jesu darstellen und seine siegreiche Wiederkehr verkünden: “Die Bilder der corona misterica wollen den Geist der Gläubigen, die sie betrachten, beindrucken. Ihr Ziel ist es, dem Menschen zu verhelfen, seinen Geist zu Gott zu erheben”.
Der Architekt Del Prete und sein Team haben sich des künstlerischen Rats von Kiko Argüello bedient und eine kostbare Synthese der schönsten Erneuerungen verwirklicht, die über die Jahre hinweg durch die Neue Ästhetik des Weges entstanden sind: eine große goldene Kuppel, die den Himmel vergegenwärtigt, die corona mysterica, deren Hintergrund aus reinem Blattgold die Malereien umhüllen und sie in einem Saum ununterbrochenen Lichts vereinen, der Gebrauch eines neuen Typs moderner Glasfenster mit symbolischer Bedeutung und geometrischen Linien, der zentrale Altar, die Verkleidung aus Marmor außen wie innen, durchgeführt mit strohfarbenem römischen Travertin, Pietra Serena, gelbfarben aus Siena, rotfarben aus Verona und Marmor aus Carrara.
Alle Elemente aus Holz und Marmor wurden von italienischen Firmen hergestellt. Die Bauarbeiten, die 2018 begannen, sind jetzt beendet und Unsere Frau von Arabien wird am 10. Dezember 2021 eingeweiht.
Ḥamad bin ʿĪsā Āl Khalīfa, der dem Papst ein Modell des Gewinnerentwurfs aus wertvollen Metallen schenkte, würdigt die Schönheit der Kirche und hat erlaubt, das auf ihr ein Kreuz errichtet werden darf.
Auch diese Wahl ist alles andere als gewöhnlich.
Angela Pellicciari
