Rede von Kiko
Guten Abend an alle,
Ich begrüße D. Carlos Osoro, Kardinal-Erzbischof von Madrid.
Kardinal D. Antonio María Rouco, emeritierter Erzbischof von Madrid.
Kardinal Paolo Romeo, emeritierter Erzbischof von Palermo.
Die hier anwesenden Erzbischöfe, Bischöfe und Bischofsvikare.
Die Generaloberin der Missionarinnen Jesu Christi und ihre Räte: Welche Freude, liebe Schwestern, bereitet uns Ihre Anwesenheit bei diesem Ereignis!
Den Rektor der Universität, Herrn Daniel Sada, die Dekane der Fakultäten und Professoren.
Die neokatechumenalen Gemeinschaften aus Madrid, Zamora, Barcelona, Rom, Florenz, Ivrea und Paris, die von Carmen und mir katechisiert wurden.
Die Itineranten, Rektoren und Formatoren der Seminare Redemptoris Mater, die Priester und an Sie alle, die hier anwesend sind. Ich sende liebevolle Grüße an die vielen Brüder und Schwestern des Weges, die den Festakt im Internet verfolgen.
Wir sind dankbar für die vielen Briefe, die wir von Erzbischöfen und Bischöfen aus den fünf Kontinenten erhalten haben, die nicht an diesem Festakt teilnehmen können, ihre Freude mit unseren Brüdern und Schwestern auf dem Weg teilen und uns mit ihrem Gebet begleiten.
Ich möchte ein paar Worte von Kardinal Farrell, dem Präfekten des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben, vorlesen, der uns ebenfalls einen Brief geschickt hat:
Liebe Kiko, P. Mario und María Ascensión,
Ich danke Ihnen für die Einladung, an der offiziellen Eröffnungszeremonie des Selig- und Heiligsprechungsprozesses von Carmen Hernández teilzunehmen, die, so Gott will, in der Universität Francisco de Vitoria in Madrid stattfinden wird.
Ich freue mich zu erfahren, dass die Bitte um die Eröffnung der Heiligsprechung Carmens angenommen wurde, und ich schließe mich Ihrer Freude und Ihrem Dank an den Herrn an. Leider kann ich an diesem Tag nicht bei Ihnen in Madrid sein, da ich für diesen Zeitraum bereits Verpflichtungen in meinem Terminkalender habe.
Ich versichere Sie jedenfalls meines Gedenkens vor dem Herrn, damit Carmens Leben, ihr Glaubenszeugnis und ihre Hingabe bis zum Ende, um die Verkündigung des Evangeliums überall hin zu bringen, weiterhin ein Vorbild für Sie alle und für die ganze Kirche sein mögen.
In erneuter Dankbarkeit und in der Hoffnung, dass sich weitere Gelegenheiten eines Treffens ergeben, grüße ich Sie herzlich im Herrn.
Kardinal Kevin Farrell. Präfekt des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben.
Ich persönlich bin sehr glücklich, dass der Tag gekommen ist, an dem die Kirche die diözesane Phase des Selig- und Heiligsprechungsprozesses von Carmen Hernández einleitet. Ich danke Kardinal Carlos Osoro, dem Erzbischof von Madrid, dafür, dass er die Untersuchung über Carmens Leben, ihren Tugenden und ihren Ruf der Heiligkeit, eingeleitet hat.
Der Herr hat Carmen und mich 52 Jahre lang in einer wunderbaren Mission der Evangelisierung vereint, die als eine Frucht des Konzils in dieser Diözese von Madrid begann.
Ich halte es für eine Fügung, dass die Eröffnung des Prozesses genau mit dem Jahr zusammenfällt, in dem der 60. Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils begangen wird; denn Carmen hat ihr Leben dafür gegeben, das Konzil in die Gemeinden zu bringen, und zwar durch eine christliche Initiation im Dienst der Bischöfe, den so genannten Neokatechumenalen Weg.
Diese Geschichte mit Fakten und Menschen zu sehen, ist eine echte Überraschung. Es ist ein Werk, das nicht am Schreibtisch, sondern durch das Wirken des Heiligen Geistes entstanden ist. Wir haben das, was im Zweiten Vatikanischen Konzil schriftlich ausgearbeitet wurde, bei den Armen in den Baracken von Palomeras durch das Wirken des Heiligen Geistes verwirklicht gesehen. Dort sahen wir, wie der Herr erschien und Vergebung, Liebe, Kommunion und die christliche Gemeinschaft schuf! Sowohl Carmen als auch ich waren Zeugen der Gegenwart Gottes in der Evangelisierung, Zeugen des Handelns Gottes in der Kirche des Zweiten Vatikanischen Konzils. Wir hatten keine vorgefassten Pläne oder Ideen. Seit über 50 Jahren können wir bezeugen, dass Gott in seiner Kirche lebendig ist.
Carmen, die in die Fußstapfen des heiligen Franz Xaver treten wollte (dessen Andenken wir gestern gefeiert haben), dachte nie daran, in Spanien zu bleiben, da dies einem Scheitern ihres Missionsideals gleichkam. Gott aber wollte, dass wir uns in Madrid treffen, in den Baracken von Palomeras Altas. Wir lernten uns 1964 kennen, als sie von ihrer historischen Pilgerreise ins Heilige Land zurückkehrte. Ich war in eine Baracke gezogen, um mit den Armen von Palomeras zu leben.
Dort lernte Carmen die Gemeinschaft der Brüder kennen, die sich in meiner Baracke versammelten. Sie war von ihren Antworten auf das Wort Gottes sehr beeindruckt. Carmen beschloss, bei uns zu bleiben, und wir bauten ihr eine Baracke.
Carmen sah die Gegenwart Jesu Christi, der kommt, um die Sünder zu retten, um das Ostergeheimnis zu erfüllen und um Gemeinschaft unter den Armen zu schaffen: Jesus Christus gab sich als freie Liebe für jeden Menschen hin.
All das, was Gott erlaubte, Seine Anwesenheit in Palomeras, war wie ein Ackerland, das Gott vorbereitet hatte, um es in der Kirche zu verankern. Was Gott uns inmitten einer armen Welt erleben ließ, hatte der Heilige Geist für seine Kirche vorbereitet.
Die Anwesenheit des Erzbischofs von Madrid in den Baracken war das, was Carmens endgültige Zusammenarbeit mit mir bestimmte, dank der Vorsehung Gottes. Wenn D. Casimiro Morcillo nicht gewesen wäre, wären wir nicht in die Pfarreien gegangen. Er war auch derjenige, der uns den Weg nach Italien geöffnet hat. Carmen sah in dem Erzbischof die Gegenwart der Kirche und änderte ihre Haltung mir gegenüber völlig. Durch Morcillos Anwesenheit sah sie die Verheißung erfüllt, die Gott ihr in Israel gegeben hatte.
Als Carmen in Israel war, fragte sie sich oft, was ihre Mission in der Kirche sei und dachte, dass sie eine missionarische Kongregation gründen sollte. In Ein Karen hatte sie die absolute Gewissheit, wie eine Vision, dass Gott wollte, dass sie etwas für die Weltkirche tat, dass es nicht darum ging, eine Kongregation zu gründen.
Ich erzähle euch das, damit ihr die Zusammenarbeit zwischen Carmen und mir als ein großes Geheimnis des Herrn erkennen könnt.
Es war sehr schwierig für mich, Carmen zu akzeptieren, bis der Herr mir innerlich sagte, dass Carmen eine große Gnade sei, dass es jemanden an meiner Seite gäbe, die mir ständig die Wahrheit sagen würde, dass Gott sie mit einer Mission gebracht habe. Also nahm ich Carmen im Glauben an, dass sie vom Herrn gesandt war. Ich litt, bis ich erkannte, dass sie von Gott kam, und von diesem Tag an war sie eine Gnade für mich.
Carmen war wunderbar! Eine außergewöhnliche Frau, die viel Gutes getan hat, nicht nur für die Brüder und Schwestern des Neokatechumenalen Weges, sondern für die ganze Kirche.
Carmen, was für eine wunderbare Frau! Mit einem meisterhaften Genie der Freiheit und der Liebe zur Kirche. Sie hat mir nie geschmeichelt, sie hat mir immer die Wahrheit gesagt. Sie war in der Lage, hinter mir zu stehen, immer an meiner Seite, um mir zu helfen. Sie hat nie die erste Stelle gesucht, sie hat nie das Rampenlicht gesucht. Sie war sich klar bewusst, dass sie von Gott den Auftrag erhalten hatte, mich zu unterstützen, zu verteidigen und zu korrigieren, zum Wohle des Neokatechumenalen Weges.
Aus Liebe zur Kirche und zu den Brüdern und Schwestern blieb sie 52 Jahre lang mit mir, auch wenn es manchmal schwierig für sie war, aber Carmen ging es nur darum, den Willen Gottes zu tun, und der bestand ihrer Meinung nach darin, mit mir in dieser christlichen Initiation, welche der Neokatechumenale Weg ist, zu sein.
Sie war wirklich eine außergewöhnliche Frau mit einer enormen Großzügigkeit. Sie hat sich selbst verleugnet, um mich zu zeigen, trotz der Korrekturen. Aber sie war immer hinter mir, unterstützte mich.
Sie war ein Beispiel für Freiheit und Aufrichtigkeit und sie sprach zu allen in Freiheit; sie sagte den Brüdern und Schwestern in den Gemeinschaften die Wahrheit. Und wenn sich ein Bruder entfernte, rief sie ihn an und suchte ihn mit Liebe, wie das verlorene Schaf.
Sie war eine außergewöhnliche Frau, eine wahre Prophetin, eine authentische Missionarin, die den Glauben in heldenhaftem Maße gelebt hat. Wahrlich, eine außergewöhnliche Frau! Sehr wichtig für die Kirche, immer im Gebet, in der Liebe zu Christus, zur Heiligen Schrift und zu Ostern, und mit einer bedingungslosen Liebe zum Papst und zur Kirche.
Gemeinsam sind wir die Initiatoren eines Charismas, das der Herr inspiriert hat, um seiner Kirche zu helfen. Die Worte von Papst Franziskus zum 50. Jahrestag des Neokatechumenalen Weges im Jahr 2018, als er in Tor Vergata sagte: „Ihr seid ein Geschenk des Heiligen Geistes für die Kirche“, bestätigen Carmens lang ersehnten Wunsch: dass man sieht, dass auf dem Weg Gott am Werk ist, dass es ein Werk des Heiligen Geistes in der Kirche ist, zu dessen Initiatoren er selbst uns berufen hat.
In seiner letzten Audienz in diesem Jahr mit dem Internationalen Team des Weges brachte Papst Franziskus seine Freude über den Beginn der Eröffnung des Prozesses zum Ausdruck.
Ich möchte, dass die Kirche in diesem beginnenden Heiligsprechungsprozess ihr Leben untersucht, das oft ein gekreuzigtes Leben war, schweigend und leidend, wie „in einer dunklen Nacht“; ich möchte auch, dass ihre Tugenden ans Licht kommen, viele von ihnen verborgen, viele von ihnen heroisch. Möge die Kirche sie erkennen.
Ich danke Gott, dass ich sie kennengelernt habe und mit ihr an der „harten Arbeit des Evangeliums“, wie der heilige Paulus sagt, arbeiten konnte.
Carmen, was für eine großartige Frau, mit einem außergewöhnlichen Glauben! Was für eine große Liebe sie zu Christus und seiner Kirche hatte!
Danke.
Hören wir nun das Evangelium.
Heute Abend möchten wir einen Ausschnitt aus dem Evangelium vorstellen, das Carmen zutiefst berührt hat: Die Verklärung, die das wunderbare und beeindruckende Schicksal der Menschheitsgeschichte ist und die bereits von der Jungfrau Maria verwirklicht wurde, die nicht nur das Bild der Kirche, sondern der gesamten Menschheit ist.
Die Verklärung wird diesen von Jesus Christus angenommenen Menschen zur vollständigen Vergöttlichung führen. Es ist eine Erhöhung zur Herrlichkeit des Himmels, zur Himmelfahrt. Und das kann man hier erleben, denn wir Christen werden durch die Taufe Tag für Tag verwandelt; auch wenn dieser Körper zerfällt, werden wir im Antlitz Jesu Christi verklärt. Das ist der christliche Glaube, der Licht in die Geschichte und in die Zukunft der Menschheit bringt: die Verklärung.
Verkündigung des Evangeliums: Mk 9, 2-8
Rede des Postulators des Prozesses Carlos Metola
Seiner Eminenz Mons. Carlos Osoro Sierra, Kardinal-Erzbischof von Madrid.
Madrid, 20. Juli 2021. Fest des Propheten Elias.
„Wie der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege“ (Jes 55,9).
Der Unterzeichner, Carlos Metola Gómez, rechtmäßig ernannter Diözesanpostulator für den Neokatechumenalen Weg, die Stiftung der Familie von Nazareth für die Itineranten-Evangelisierung in Madrid und die Stiftung der Familie von Nazareth für die Itineranten-Evangelisierung in Rom, Akteure im Prozess der Selig- und Heiligsprechung der Dienerin Gottes
MARÍA DEL CARMEN HERNÁNDEZ BARRERA, Laienkatechistin
BITTET IHRE EMINENZ, im Namen der Kläger und in Übereinstimmung mit der Apostolischen Konstitution Divinus perfectionis Magister, den Normae Servandae in Inquisitionibus ab Episcopis Faciendis in Causis Sanctorum und der Instruktion Sanctorum Mater über das diözesane oder eparchiale Instruktionsverfahren in Heiligsprechungsprozessen,
BITTE beginnen Sie mit der diözesanen Unterweisung im Prozess in Ihrer Erzdiözese Madrid.
Die Einberufung des Zweiten Vatikanischen Konzils durch heiligen Papst Johannes XXIII. in der Konstitution Humanae Salutis stellte prophetisch fest: „Die Kirche ist heute Zeuge einer schweren Krise der Menschheit. Eine neue Ordnung ist im Entstehen und die Kirche steht vor gewaltigen Aufgaben, wie in den tragischsten Epochen der Geschichte. Denn was von der Kirche heute verlangt wird, ist, daß sie die immerwährende, lebenswichtige und göttliche Tugend des Evangeliums in die Adern der heutigen Menschheit einfließen läßt“. [1]
Eine der vielen Früchte dieses Zweiten Vatikanischen Konzils ist der Neokatechumenale Weg, wie der heilige Papst Paul VI. sagte: „Hier sind die Früchte des Konzils! Ihr tut nach der Taufe, was die Urkirche vorher getan hat: das Vorher oder Nachher ist zweitrangig. Das Vorher oder das Nachher ist zweitrangig, denn euch geht es um die Echtheit, die Fülle, die Kohärenz, die Aufrichtigkeit des christlichen Lebens“. [2]
Auch der heilige Papst Johannes Paul II. schrieb im Brief Ogniqualvolta: „Ich erkenne den Neokatechumenalen Weg als einen Weg der katholischen Formation an, der für die Gesellschaft und die heutige Zeit gültig ist“, und „ich wünsche mir daher von Herzen, dass die Mitglieder des Episkopats zusammen mit ihren Priestern dieses Werk der Neuevangelisierung schätzen und unterstützen“. [3]
Ich wollte damit beginnen, diese drei geliebten Päpste zu zitieren, weil die Dienerin Gottes María del Carmen Hernández Barrera ihr ganzes Leben lang eine große Liebe zur Kirche und ihrem sichtbaren Oberhaupt, dem Papst, hatte. Zusammen mit Kiko Argüello war sie die Initiatorin des Neokatechumenalen Weges, der, wie wir bereits erwähnt haben, eine der Früchte des Zweiten Vatikanischen Konzils ist. Carmen Hernández widmete ihre ganze Kraft 52 Jahre lang dem ununterbrochenen Dienst der Verkündigung des Evangeliums auf dem Weg und war als „unnütze Dienerin“ [4] ein Werkzeug Christi bei der Erneuerung seiner Kirche.
María del Carmen Hernández Barrera wurde am 24. November 1930 in Ólvega in der Provinz Soria in eine katholische Familie mit neun Kindern hineingeboren; sie war das fünfte Kind und wollte von klein auf Missionarin werden, eine Berufung, die jedes Mal geboren und genährt wurde, wenn die Jesuitenmissionare aus Tudela (Navarra) in ihre Schule kamen, um Vorträge über die Missionen zu halten. Das Beispiel des heiligen Franz Xaver branntmarkte sie für den Rest ihres Lebens.
Später dachte sie, dass die Nachfolge Christi nicht bedeutete, eine Karriere in der Chemie anzustreben (die sie mit brillanten Ergebnissen abschloss) und damit dem sehr hoffnungsvollen Lebensprojekt zu folgen, das ihr Vater für sie in der florierenden Reisindustrie der Familie vorgesehen hatte, sondern in das Institut der Missionarinnen Jesu Christi einzutreten, das von M. María Camino Sanz Orrio mit der unschätzbaren Hilfe des damaligen Erzbischofs von Pamplona, D. Marcelino Olaechea, gegründet worden war. Dies geschah im Jahr 1954. Während der acht Jahre, die Carmen bei den Missionarinnen verbrachte, erhielt sie eine hervorragende Ausbildung in Spiritualität, Gemeinschaftsleben und Apostolat. Wenn man ihre Tagebücher und Gewissensnotizen aus diesen Jahren liest, ist es beeindruckend zu sehen, welche Liebe sie zu Jesus zeigt; der Satz, den sie darin am häufigsten wiederholt, lautet: „Mein Jesus, ich liebe dich! Erstaunlich sind auch die vielen tiefen spirituellen, fast mystischen Erfahrungen und heroische Opfer, durch die der Herr sie führte. Zwischen 1957 und 1960 studierte sie Religionswissenschaften am Institut Sedes Sapientiae in Valencia bei großartigen Lehrern, die sie immer wieder erwähnte; ihre Noten waren glänzend und sie schrieb eine Dissertation Summa cum laude über „Die Notwendigkeit des Gebets im Denken von Pius XII.“. All dies flößte ihr eine große Liebe für das liturgische Gebet, die Eucharistie und die Heilige Schrift ein, als eine aktuelle und notwendige Präsenz Christi in ihrem täglichen Leben.
Als alles auf eine Abreise zu den Missionen in Indien hinzudeuten schien, nachdem sie, wie in ihrem Institut üblich, anderthalb Jahre in London verbracht hatte, um Englisch zu lernen und ihre Vorbereitung auf die Missionen zu vervollständigen, erlitt Carmen Hernández auf ihrem Weg des Dienstes für Gott einen, wie sie es nannte, „Flugumweg“: Die Oberinnen zweifelten an ihrer Eignung für die ewigen Gelübde und forderten sie zur Rückkehr nach Spanien auf. Carmen wartete acht Monate lang in einem der Häuser der Missionarinnen in Barcelona. Während dieser Zeit ließ der Herr sie eine sehr tiefe „Kenosis“ durchmachen, in der all ihre Illusionen, Missionarin zu sein, verschwanden; sie sagt, dass Barcelona wie der Berg Moriah war, wo sie ihren „Isaak“ (ihr Lebensprojekt) opfern musste. Ein Trost war für sie der Besuch des Marés-Museums, wo es „viele romanische Kruzifixe gibt, auf denen Christus als Herrscher am Kreuz zu sehen ist“, nicht mit der Dornenkrone, sondern mit der Königskrone, und die sie einluden, in diesem Leiden, an diesem Kreuz zu bleiben, denn das ist es, was Jesus Christus tat.
Aber vor allem erschien ihr in diesem „Gethsemani“ Pater Pedro Farnés, der große Liturgiker, wie ein Engel, der sie tröstete. Er vermittelte ihr die ganze liturgische Erneuerung, die damals gerade begann, mit der Wiederentdeckung der Osternacht und der Kraft der Eucharistie, aber nicht auf theoretische Weise, sondern „in ihr selbst Fleisch geworden“ wegen der Umstände von „Leiden und Tod“, die sie durchlebte, denn wenn sie nicht zu den Gelübden zugelassen wurde, wohin sollte sie gehen? Was war ihr Platz in der Kirche? Denn eines war ihr klar: Der Herr hatte sie zur Missionarin berufen! Sie hatte alles für Ihn und für Seine Kirche verlassen! Sie lernte, dass das „Gedächtnis des Todes und der Auferstehung Jesu Christi“ in der Eucharistie gegenwärtig wird und dass man existenziell daran teilhat, indem man mit ihm stirbt und aufersteht.
Als am 28. August 1962 bestätigt wurde, dass sie nicht zu den ewigen Gelübden zugelassen worden war, verstärkten sich ihre existenziellen Zweifel. Eine kleine Tür öffnete sich, denn der Bischof von Oruro in Bolivien, Mgr. Jorge Manrique, lud sie ein, in seine Diözese zu gehen, um unter den armen Bergarbeitern zu arbeiten. Aber sie verspürte das Bedürfnis, ins Heilige Land zu gehen, „das fünfte Evangelium“, und das Land kennen zu lernen, das ihr geliebter Jesus durchstreift hatte. Mit sehr geringen Mitteln pilgerte sie mit einem jungen irischen Mädchen, das sie in London kennengelernt hatte, zu den Heiligen Stätten. Die beiden reisten zu den Stätten Israels, gingen oft zu Fuß und lasen die Heilige Schrift an den Orten, an denen sich die Geschehnisse abgespielt hatten; und sie verdienten etwas Geld mit dem Putzen von Häusern, sowohl von Hebräern als auch von Arabern. Seltsamerweise erschien im Heiligen Land eine große Versuchung für Carmen, als sie eingeladen wurde, am Israelischen Institut für Technologie, Technion, in Haifa an einem chemischen Forschungsprojekt zu arbeiten, was sie hätte annehmen können, aber sie verzichtete darauf, weil der Ruf Gottes viel stärker war. An vielen Nachmittagen ging sie zum Felsen des Primats Petri, wo die Stimme Jesu erklingt: „Liebst du mich? Und Carmen antwortete mit „Ja“ und fragte den Herrn, was ihr Platz in der Kirche sei. Im August 1964 kehrte sie nach Spanien zurück und lebte in Palomeras Bajas, einer Barackensiedlung am Rande von Madrid. Dort hatte Gott bereits die Begegnung mit Kiko Argüello vorbereitet, durch eine von Carmens Schwestern, die ihn kannte. In einer Ode Salomos heißt es, dass Gott mit jedem Menschen „einen Plan von unaussprechlicher Kunst“ [5] hat, und dies ist der Plan, den der Herr mit Carmen Hernández vorbereitet hatte: Ihr unwiderstehlicher Ruf zur Evangelisierung, der durch ihre enorme theologische, spirituelle und liturgische Vorbereitung gefestigt wurde, verbindet sich mit dem Plan, den Gott mit Kiko Argüello vorbereitet hatte: die Gegenwart des leidenden Christus unter den Ärmsten und die Fähigkeit, kleine Gemeinschaften zu sammeln und zu schaffen. Die Gottesmutter hatte ihm fünf Jahre zuvor, am 8. Dezember 1959, offenbart: „Man muss christliche Gemeinschaften bilden wie die Heilige Familie von Nazareth, die in Demut, Einfachheit und Lob leben, der andere ist Christus“. Aus dieser Vereinigung der Missionen von Carmen Hernández und Kiko Argüello entstand der Neokatechumenale Weg, der von Anfang an vom damaligen Erzbischof von Madrid, D. Casimiro Morcillo, gefördert wurde.
In diesen Neokatechumenalen Weg bringt Carmen Hernández die Theologie, die Intuition, die Forschung und das Studium ein, und Kiko die Verwirklichung, die „Architektur“ in einer theologisch-katechetischen und moralischen Synthese, die die kirchenfernsten Menschen, die in den Baracken gelebt haben, anzieht und die gleichzeitig den Glauben in den Gläubigen der Pfarreien wiederbeleben und neu entfachen kann; einen Glauben, der in der Taufe, die sie als Kinder erhalten haben, besiegelt wurde, der aber oft nicht zu einem erwachsenen Glauben gereift ist. Heute, nachdem dieser Same durch Kiko und Carmen und Tausende von Katechisten, die von ihnen ausgebildet wurden, von den Baracken aus sich verbreitet, ist der Neokatechumenale Weg in mehr als 130 Ländern vertreten, mit insgesamt 21.066 Gemeinschaften auf der ganzen Welt, mit anderthalb Millionen Brüdern und Schwestern, in 6.800 Pfarreien. Kiko und Carmen, die immer von einem Priester begleitet werden und ein itinerantes Team der Evangelisiereung bilden, haben 52 Jahre lang ununterbrochen in vielen Ländern der Welt evangelisiert. Carmen pflegte zu sagen: „Das ist nicht unsere Arbeit: Gott ist es, der sie vorantreibt“. Die Initiatoren des Weges haben mehr als fünfzig Jahre damit verbracht, sich, wie der heilige Paulus sagt, „um alle Kirchen zu kümmern“ [6]: Schwierigkeiten, Misserfolge, Leiden, häufige Reisen, Begegnungen, Austausch, schlaflose Nächte, ohne Lohn oder finanzielle Sicherheit, von Almosen lebend. In Erwartung des endgültigen Urteils der Kirche haben wir die immer noch subjektive Gewissheit, dass Carmen diese Jahre ihres Lebens in heldenhafter evangelischer Tätigkeit verbracht hat, ohne „irgendwo ihr Haupt zu betten“ [7]. Natürlich war diese Verkündigung des Evangeliums auch voller Freude und Trost, da sie das Wirken und die Macht des Herrn sah: „Ich bin bei euch alle Tage, bis an das Ende der Welt“ [8].
Interessanterweise notiert Carmen Hernández in ihren Tagebüchern in diesem Strudel der Evangelisierung oft Momente der „Leere“. Nachdem sie Jesus aus nächster Nähe erlebt hat, nachdem sie das Wirken Gottes aus erster Hand miterlebt hat oder nachdem sie sein Wirken im Leben ihrer Brüder und Schwestern gesehen hat, nachdem sie erlebt hat, wie mächtig Gott in der Evangelisierung ist, durchläuft sie Zeiten der „Leere“: Jesus, der Bräutigam, ist gegangen und hat sie vorübergehend allein gelassen, und sie erlebt das „Nichts“. In ihren Schriften kopiert sie oft Verse des Heiligen Johannes vom Kreuz und drückt aus, dass nichts in der Welt sie anzieht, sie hat keine Lust, von Menschen umgeben zu sein, sie denkt nur an Ihn, um mit Ihm allein zu sein. Sie schreibt: „Endlich allein mit dir“. Sie möchte über Ihn sprechen, deshalb verfolgt sie ständig die Aktivitäten der Päpste, hört Radio Vatikan oder liest die unzähligen Bücher über Theologie in ihrer Bibliothek immer wieder.
Carmen Hernández wusste, dass diese christliche Initiation des Neokatechumenalen Weges ohne einige soliden Säulen, die sie lebte und die sie den Brüdern und Schwestern der Gemeinschaften zu vermitteln versuchte, nicht verwirklicht werden konnte:
– Die Liebe und die Notwendigkeit des Gebets: Carmen betete alle Stunden des Stundenbuches mit wahrer Hingabe und Freude, sie hatte Freude am Beten, und es war das Mittel, den Tag zu heiligen. Besonders mochte sie die Lesehore, das sie „Morgenoffizium“ nannte und das sie in den frühen Morgenstunden betete, weil sie sagte, dass dessen Psalmen „sehr existentiell“ seien. Sie versäumte keine Stunde des Stundengebets, auch nicht auf Reisen und an anderen Orten.
– Die Liebe zu den Sakramenten, vor allem zur Eucharistie, an der sie jeden Tag teilnahm, und die Liebe zur Buße. Diesen beiden Sakramenten widmete Carmen viele Jahre des Studiums mit den besten katholischen Büchern und den am besten vorbereiteten Theologen. Sie beschäftigte sich auch mit den hebräischen Wurzeln des Christentums, indem sie die hebräischen Feste studierte, die Jesus Christus als Jude feierte und die wie Quellen unserer Sakramente sind: das jüdische Pessach, der Versöhnungstag (Jom Kippur) oder Pfingsten (Schawuot).
– Die Liebe zur Heiligen Schrift, die sie sehr gut kannte und mit der sie Stunden über Stunden verbrachte, um die Zitate zu lesen und wieder zu lesen und unzählige Nuancen und Bedeutungen herauszuarbeiten. Carmens Bibeln sind immer wieder unterstrichen: es ist beeindruckend zu sehen, wie „benutzt und unterstrichen“ sie sind.
– Carmen Hernández studierte ständig den katholischen Glauben, die Kirchenväter und die gesamte lehramtliche Tradition. Ihre Bibliotheken umfassten mehr als 4.500 Bücher über Religion und Hunderte von theologischen Zeitschriften. Sie hörte täglich Radio Vatikan, las den L’Osservatore Romano (wobei sie die interessantesten Artikel unterstrich und/oder ausschnitt), sowohl die Tagesausgabe auf Italienisch als auch die Wochenausgabe auf Spanisch. Sie verfolgte alle Reden der Päpste, vor allem die des heiligen Johannes Paul II. und Benedikt XVI.
In diesen fünfzig Jahren war sie immer an der Seite von Kiko Argüello, ermutigte ihn und half ihm bei der Vorbereitung und Durchführung der Treffen, der Versammlungen, der Konvivenzen und korrigierte ihn auch („brüderliche Korrektur“) in dem, was sie für notwendig hielt, vor allem, damit er nicht stolz wurde, wenn er zu viel Erfolg in diesem Werk Gottes sah, und sagte ihm, dass sie nur „nutzlose Diener“ seien. Sie schwieg oft (vor allem am Ende, wenn sie weniger Kraft hatte oder krank war), aber sie ermutigte weiterhin alle, Kiko, die Katechisten und die Brüder in der Gemeinschaft. Sie war auch eine Frau, die mit viel Freiheit sprach.
Sie hatte eine besondere Liebe für die „verlorenen Schafe“, d.h. für die Leidenden oder für diejenigen Brüder und Schwestern in der Gemeinschaft, die schwierige Zeiten durchlebten oder in einer Krise steckten; Carmen rief sie an und ermutigte sie, Jesus Christus in den Sakramenten, im Wort und im Gebet wieder zu begegnen, und sie sagte ihnen, sie sollte um Vergebung bitten. Sie kannte die Namen und die Familien- und Arbeitssituation von Hunderten von Brüdern und Schwestern aus den Gemeinschaften, die sie direkt katechisiert hatten, sowie von Hunderten von Itineranten aus den verschiedenen Evangelisierungsteams.
In den letzten Jahren ihrer Krankheit folgte sie, soweit sie konnte, dem hektischen Rhythmus der Weltevangelisierung: Reisen, Konvivenzen, Versammlungen, Ortswechsel… auch wenn dies mehr körperliche Leiden und mehr Schmerzen bedeutete, wegen ihrer Herzkrankheit, ihres hohen Blutdrucks, ihrer Beinschmerzen (sie hatte ein Geschwür, das wegen der schlechten Durchblutung nicht heilen wollte), ihrer Rückenschmerzen (sie hatte mehrere gebrochene Wirbel mit sehr akuten Schmerzen) und ihrer Seitenschmerzen (einige gebrochene Rippen von mehreren Stürzen, die, obwohl sie später heilten, eine Ursache des Leidens waren). Sie nahm oft an den Versammlungen teil, indem sie von ihrem Zimmer aus den Ton verfolgte. Ihr Tod am 19. Juli 2016 in Madrid war ein ruhiger Übergang in die ewige Ruhe; sie „verging“ ohne einen Moment des Widerstands oder der Rebellion, sondern mit großer Ruhe und Gelassenheit.
Deshalb, Eure Eminenz, GLAUBEN UND BESTÄTIGEN WIR, dass:
– Carmen Hernández hat die christlichen Tugenden in einem heroischen Maße leben können: den Glauben, die Hoffnung, Nächstenliebe, Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Mäßigung, Geduld im Leiden, Frömmigkeit, Annahme des Willens Gottes, eine tiefe Liebe zur Kirche und zu Jesus Christus, eine große Liebe zum Gebet, zur Hierarchie der Kirche, mit großer Freiheit in der brüderlichen Zurechtweisung, und wir glauben, dass wir dafür genügend Beweise haben, durch ihre zahlreichen persönlichen Schriften, Katechesen, Briefe und Zeugnisse der vielen Menschen, die sie gekannt haben.
– Es gibt eine große Kenntnis im Volk Gottes über Zeichen und Gunsterweise, dass Carmen Hernández für sie bei Gott Fürsprache einlegt, aufgrund der zahlreichen Gnaden und Wohltaten, um die sie sie gebeten haben und weiterhin bitten. Wir haben mehr als 1500 Gnaden aus mehr als 70 verschiedenen Ländern in der ganzen Welt erhalten.
– Zahlreiche Menschen besuchen das Grab von Carmen Hernández (es sind mehr als 50.000 Menschen aus 70 verschiedenen Ländern der Welt vorbeigekommen) und sie hinterließen in den Kondolenzbüchern etwa 25.000 Danksagungen und Bitten.
– Tausende von Gläubigen nehmen jedes Jahr am 19. Juli in vielen Teilen der Welt an Begräbnis- und Beerdigungsgottesdiensten sowie an Jahrestagsgottesdiensten teil.
-Der große Zuspruch, den die bisher erschienenen Bücher mit den Schriften von Carmen Hernández oder ihre Biographie beim Publikum gefunden haben, und der große geistige Nutzen, den diese Bücher nach eigenen Angaben haben.
-Und dieser ganze Ruf der Heiligkeit von Carmen Hernández, den wir überprüfen und bestätigen können, ist ohne irgendeine Petitionskarte, noch eine Webseite, noch eine besondere Propaganda erschienen, um diesen Ruf der Heiligkeit nicht künstlich zu beeinflussen oder zu erzeugen.
Aus all diesen Gründen und da seit dem Tod der Dienerin Gottes fünf Jahre verstrichen sind, wie es in den Vorschriften für die Prozesse der Heiligen festgelegt ist:
ICH BITTE EURE EMINENZ, mittels dieses SUPPLEX LIBELLUS, die Angemessenheit zu prüfen, den Prozess über das Leben, die Tugenden und den Ruf der Heiligkeit der Dienerin Gottes María del Carmen Hernández Barrera, die am 19. Juli 2016 in Ihrer Erzdiözese verstorben ist, einzuleiten.
Es ist eine Gnade, die ich von Eurer Eminenz erbitte, die Gott für viele Jahre bewahren möge.
Der Friede.
Carlos Metola Gómez
Postulator der diözesanen Phase
ANHANG
Wie in Art. 37 der Instruktion Sanctorum Mater vorgeschrieben, lege ich diesem Antrag die folgenden Dokumente bei:
- Mein prokuratorisches Mandat als Postulator des Prozesses;
- Eine Biographie der Dienerin Gottes María del Carmen Hernández Barrera;
- Die authentischen Kopien und Duplikate der Veröffentlichungen der Dienerin Gottes; einige sind bereits veröffentlichte Schriften; andere sind unveröffentlichte Dokumente, die „pro manuscripto“ für den internen Gebrauch der Katechisten des Neokatechumenalen Weges veröffentlicht wurden.
- Liste von Zeugen, die zur Klärung der Wahrheit über das Leben, die Tugenden und den Ruf der Heiligkeit der Dienerin Gottes beitragen können.
[1] Apostolische Konstitution „Humanae Salutis“, 3., 25. Dezember 1961.
[2] Generalaudienz von Papst Paul VI., 8. Mai 1974, Vatikanstadt.
[3] Brief „Ogniqualvolta“ an Bischof Paul Josef Cordes, 30. August 1990.
[4] Vgl. Lk 17,10.
[5] Oden Salomos, 24.
[6] Vgl. 2 Kor 11,28.
[7] Vgl. Mt 8,20.
[8] Vgl. Mt. 28,20.
SYMPHONISCHES GEDICHT AKEDÁ
Wir werden ein symphonisches Gedicht mit dem Titel „Akedá“ hören. Das Wort Akedá ist ein hebräisches Wort, das „Binde mich“ bedeutet, und es steht im Targum Neofiti, einem hebräischen Kommentar, der in einer Bibliothek in Rom gefunden wurde, wo die Hebräer evangelisiert wurden. Und in diesem Targum steht die Übersetzung der Passage von Abraham, die die Opferung von Isaak beschreibt und hinzufügt, was ein Engel ihm sagt: „Kommt und seht den Glauben auf Erden: ein Vater, der seinen einzigen Sohn opfert, und der geliebte Sohn, der ihm seinen Hals anbietet“.
Ich habe diesen Text vertont, der von Isaak handelt, einem Bild für die Demut Christi, der sich als Sohn Gottes erniedrigte und für uns zur Sünde wurde. Das Stück spiegelt den Moment wider, in dem Abraham seinen Sohn opfern wollte und ihn auf das Holz legte, während er ihm ihn die Augen schaute. Und als er ihn töten will, sagt Isaak zu ihm: „Binde mich, binde mich fest, mein Vater, damit ich mich nicht aus Angst wehre und dein Opfer ungültig wird und wir beide verworfen werden“.
Denn nach dem Ritual des Tempels musste das Lamm, das geopfert werden sollte, sehr zahm sein. Deshalb suchte man unter allen Mutterschafen – was ein Bild der unbefleckten Jungfrau ist – ein Mutterschaf, das so zahm war, dass es ein kleines Lämmchen hatte, das nicht trat, wenn es angebunden wurde, denn wenn es sich bewegt und tritt, ist das Opfer ungültig. Dies steht im Talmud, in der rabbinischen Tradition, die die Demut unseres Herrn Jesus Christus vorwegnimmt, denn Isaak ist das Bild Christi.
Carmen hat oft gesagt, dass sie die Erfahrung Abrahams am eigenen Leib erlebt hat: Die Verheißung, Missionarin zu werden, begleitete sie durch ihre gesamte Kindheit und Jugend bis zu ihrem Aufenthalt in Barcelona, der für sie die Besteigung des Berges Moriah bedeutete. So wie Abraham Isaak auf den Berg Moriah brachte, um ihn zu opfern, wird Carmen „ihren Isaak“ opfern, d.h. ihre eigene Berufung, ihr missionarisches Lebensprojekt, ihren Wunsch, in die Mission zu gehen.
Carmen sagte, es sei der Moment der schwersten Prüfung ihres Lebens gewesen, ihr Abstieg in die Tiefe; aber gleichzeitig habe sie dort das Antlitz Gottes, die Auferstehung und das ewige Leben gesehen.
SYMPHONISCHES GEDICHT „TÖCHTER VON JESRUSALEM“.
Die zweite musikalische Dichtung trägt den Titel „Töchter Jerusalems„, die uns ebenfalls nach Israel führt. Was Carmen an Jerusalem am meisten bewegte, war der Anblick des Kreuzes Christi, das sich vom Ölberg erhob. Ich habe versucht, einen Auszug aus der Passion nach Lukas zu vertonen. Christus wurde einer Folter unterzogen und laut Cicero gab es in der Welt keine größere: die Folter des Kreuzes.
Stellt euch Jesus Christus vor, wie er mit dem Kreuz auf dem Rücken durch Jerusalem geht, sein ganzer Körper geschwollen von den Schlägen, die er mit der römischen Geißel erhalten hat. Auf dem Turiner Grabtuch kann man die Spuren der Peitschenhiebe sehen, die Jesus Christus erhalten hatte und die seinen ganzen Körper anschwellen ließen. Wahrlich, wenn man Christus so sieht, sieht er aus wie ein Monster, voller Blut. So sah unser Herr Jesus aus, und als er eine Straße entlangging, kamen einige Frauen, die, als sie ihn sahen, zu schreien begannen, wie sie es im Orient tun. Jesus blieb stehen und sagte zu ihnen: „Ihr Töchter Jerusalems, weint nicht über mich, sondern weint über euch selbst und über eure Kinder. Denn wenn sie dies mit dem grünen Holz tun, was wird mit dem trockenen Holz geschehen?“.
Diese Worte des Evangeliums sind schrecklich: „Wenn dies dem grünen Holz angetan wird“; wenn dies dem Unschuldigen angetan wird, was wird denn dann den wahren Schuldigen angetan, nämlich uns? Was möchte Jesus Christus damit sagen? Dass er keine andere Wahl hat, als zu gehen und die gesamte Menschheit, uns alle, vor dem totalen Leiden, vor der Hölle, vor dem, was der Teufel für das trockene Holz, das wir sind, vorbereitet hat, zu retten. Dieses Wort des Evangeliums, das so tiefgründig, so eindrucksvoll ist und dem Leiden und Sterben unseres Herrn Jesus Christus einen Sinn gibt, werden wir jetzt hören. Ich habe versucht, es ein wenig zu vertonen, und ich hoffe, es kann euch helfen.
Das Symphonieorchester und der Chor des Neokatechumenalen Weges bestehen aus Lehrern und Musikern, die dem Neokatechumenalen Weg angehören.
Heute sind anwesend:
- 94 Musiker (Instrumentalisten und ein Pianist)
- 80 Chormitglieder
Das Orchester wird dirigiert von Tomáš Hanus:
Er stammt aus der Tschechischen Republik, ist verheiratet, hat 8 Kinder und gehört dem Neokatechumenalen Weg an. Im Jahr 1999 gewann er den internationalen Wettbewerb für Dirigenten und dirigierte seither Philharmonische Orchester in mehreren europäischen Ländern, auch am Teatro Real in Madrid. Derzeit arbeitet er mit den Prager Philharmonikern zusammen und ist Musikdirektor der walisischen Nationaloper.
Worte von Carlos Osoro Sierra, Kardinal-Erzbischof von Madrid
Ich grüße mit großer Zuneigung das internationale Team des Neokatechumenalen Weges, Kiko, Pater Mario und Ascension, die sich für den Heiligsprechungsprozess einsetzen, den wir gerade eröffnet haben. Ich grüße auch brüderlich alle Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe, die uns in diesem nicht nur für das Leben des Neokatechumenalen Weges, sondern auch für das Leben der Kirche wichtigen Augenblick begleiten wollten. Ich grüße mit Zuneigung alle Priester und Laien, besonders diejenigen unter Ihnen, die in Mission sind, und alle, die dieses Ereignis im Internet verfolgen.
Alle, die Carmen näher kannten, so wie ich, vor allem während meiner Zeit als Erzbischof von Valencia, wissen, dass sie ein besonders charismatischer, mutiger und leidenschaftlicher Mensch war, der Jesus Christus sehr liebte. Manchmal war sie so leidenschaftlich, dass sie politisch unkorrekt erscheinen konnte. Ich möchte drei Aspekte von ihr hervorheben, die mir für unsere Kirche und unsere Gesellschaft besonders notwendig erscheinen:
Erstens ihre tiefe Liebe zur Kirche und insbesondere zum Papst. Schon als junge Novizin schrieb sie ihre Doktorarbeit über „Die Notwendigkeit des Gebets im Denken von Pius XII“. Aber mit dem heiligien Paul VI. begann ihre enge Beziehung zu jedem einzelnen Papst, die mit dem heiligen Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Papst Franziskus besonders intensiv wurde. Sie liebte den Papst, wer auch immer er war, sie war nicht für den einen oder den anderen Papst. Als sie hier in Madrid bereits krank war, rief Papst Franziskus sie an. Er sagte ihr, sie solle ruhig bleiben, denn Unkraut stirbt nicht, und er sagte ihr, er werde ihr eine Zigarette geben. Ihre Beziehung zum Nachfolger Petri hatte diesen Punkt des Vertrauens erreicht. Doch hinter dieser Nähe verbirgt sich eine tiefe Liebe zur Kirche, die von einem Geist des töchterlichen Gehorsams getragen wird. Es ist bezeichnend, dass ihr klar wird, dass sie bei Kiko in den Baracken bleiben muss, als sie die Anwesenheit von Erzbischof Morcillo sieht.
Zweitens möchte ich ihren Mut hervorheben, furchtlos über das Evangelium, die Wahrheit und die Gerechtigkeit zu sprechen. Ihre Worte, die manchmal sehr hart waren, entsprangen der Überzeugung, dass nur die Wahrheit den Menschen frei macht, und Christus ist die Wahrheit. Carmen verkündete das Evangelium bis ans Ende der Welt und folgte dabei dem missionarischen Geist, der ihr schon als Kind in die Wiege gelegt worden war. Wie wir in dem Lied zu Beginn dieses Festaktes in Erinnerung gerufen haben, konnte sie mit ihrem Leben sagen: „Meine Fesseln sind zerbrochen… ich gehe überall hin“.
Und drittens möchte ich, obwohl wir vieles sagen könnten, die Bedeutung und die Würde unterstreichen, die Carmen den Frauen, ihrer Rolle im Leben, in der Gesellschaft und in der Kirche gegeben hat. Die Schönheit des Mutterschoßes, in dem jeder Mensch geformt wird und in dem der Sohn Gottes Fleisch geworden ist. Das Wunder des Lebens, das in der Frau geboren wird. Und auch ihre eschatologische Dimension: die mit der Sonne bekleidete Frau, die die Schlange besiegt.
Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass dieser Akt nur der Anfang ihres Seligsprechungsprozesses ist, in dem wir alle Dokumente und alle Zeugnisse zusammenstellen werden, die dem Papst später helfen können, ihr Leben, ihre Tugenden und ihren Ruf der Heiligkeit zu erkennen. Es ist der Beginn eines langen Weges, auf dem wir alle Zeugnisse, sowohl die für als auch die gegen sie sprechenden, gründlich und erschöpfend studieren werden. Ich ermutige Sie, die Fürsprache der Dienerin Gottes Carmen Hernández zu erbitten. Und ich hoffe aufrichtig, dass dieser Prozess zu einem erfolgreichen Abschluss kommen wird, so Gott will.